MP3´s richtig erstellen
Da immer wieder MP3-Musik IN ABSOLUTER SCHROTT-QUALI abgeboten wird, hier mal eine ganz klare Anleitung, wie man(n) richtig encodiert.
Was ist "MP3" ?
MP3 steht für
MPEG-1 Audio Layer 3 und ist Teil des "Motion Picture Expert Group" des (MPEG) Standards des Fraunhofer-Institut aus Erlangen (eine DEUTSCHE Entwicklung). Digitale Musik (z.B. von einer CD) kann dank der MP3-Technologie in vergleichsweise kleinen Dateien auf der Festplatte gespeichert werden. Ganz ohne Qualitätsverlust verläuft die Musikkompression/Reduktion aber nicht. Es gibt verschiedene Qualitätsstufen, die sich an der sogenannten Bitrate ablesen lassen. MP3s mit 192 kbps Bitrate bieten CD-nahe Qualität bei geringer Dateigröße. Ab 224 kbps bewegt man sich in höheren Qualitätsstufen, die Dateien werden dann entsprechend größer.
Wie funktioniert´s ?
Bei der Komprimierung/Reduktion werden die Musik-Dateien verschiedenen Analysen unterzogen. Ziel ist es, treffsicher die Töne wegzulassen, die von lauteren Tönen verdeckt (maskiert) werden und dadurch für das menschliche Ohr kaum/gar nicht wahrnehmbar sind. Da die Töne ohnehin nicht wahrnehmbar sind, nehmen Sie nur unnötigen Speicherplatz ein Diese Töne werden einfach weggelassen. Es handelt sich also bei MP3 um ein
verlustbehaftetes Kompressionsformat.
Welche Qualität kann ich erwarten ?
Die
Bitrate entscheidet maßgeblich über die Qualität. Je höher die Bitrate desto mehr Informationen können pro Sekunde in die MP3-Datei gespeichert werden.
Man unterscheidet zwischen den folgenden gängigen
Bitraten bei MP3 Dateien:
32, 40, 48, 56, 64, 80, 96, 112, 128, 160, 192, 224, 256 und 320 kBit/s .
Wie gesagt, je höher die Bitrate, desto mehr Bits pro Sekunde aus der ursprünglichen Datei bleiben erhalten. Dadurch erhöht sich die Qualität, aber auch die Größe der Dateien. Ab einer Bitrate von 192 KBit/s hören die meisten Menschen bei den Musikstücken keinen Unterschied mehr zur CD-Qualität.
Die Qualitätseindrücke sind aber recht subjektiv und von Mensch zu Mensch sowie von Gehör zu Gehör unterschiedlich. Die meisten Menschen können wie gesagt ab einer Bitrate von etwa 192 kBit/s und bei Nutzung eines guten und ausgereiften MP3-Encoders (LAME) auch bei konzentriertem Zuhören das enkodierte Material (MP3-Datei) nicht mehr vom Ausgangsmaterial (CD) unterscheiden.
Bitrate in kBit/s Vergleich mit Erklärungen
256 bis 320: CD-Qualität und besser
Für Musik mit großem Klangspektrum und hoher Dynamik.
192: Annähernd CD-Qualität, je nach Musikrichtung.
Bietet eine erträgliche Ausgewogenheit von Komprimierung auf der einen Seite und notwendiger Dynamik auf der anderen Seite.
160: Definitiv keine CD-Qualität, auch wenn das immer wieder behauptet wird; diese Bitrate entspricht eher Radio-Qualität. Für elektronische Musik wie z.B. Techno und Synthesizer noch ausreichend. Auch für POP-Musik (Musik mit leichter Dynamik) manchmal noch zu gebrauchen. Besonders bei Gitarren- oder Violinenmusik erkennt man aber schnell unangenehme akustische Fehler (Kompressionmsartefakte). Diese Datenrate ist daher nur bei der Verwendung von tragbaren MP3-Spielern mit geringen Speicherkapazitäten in Verbindung mit o.g. Musik sinnvoll.
unter 160: Musik mit geringen Qualitätsansprüche (z.B. für Handy-Klingeltöne). Musik-Qualität ist nicht akzeptabel!
Es gibt aber noch einen wichtigen Punkt mehr, der die Qualität beeinflusst:
Der Kanalmodus (Matrizierung). Hier gibt es leider so viele unqualifizierte Beiträge im Netz. Ich räume damit mal auf:
Bei der MP3-Encodierung kann ausgewählt werden zwischen:
• Mono (Single-Channel)
• Stereo
• Joint-Stereo
• Dual-Channel
Die
Single-Channel Kodierung (nur Mono) fällt für uns flach. Dazu natürlich keine weitere Erklärungen notwendig.
und GANZ WICHTIG ZU BEACHTEN:
Für Stereo und Dual-Channel gibt es auch eine ganz einfache Antwort: FÄLLT AUCH RAUS!
Warum: Das Stereo-Verfahren (!bitte nicht mit Joint-Stereo verwechseln!) ist durch den Umstand verlustbehaftet, dass auch mit der maximalen Bitrateneinstellung im Encoder von 320 kbit/s nur 160 kbit/s gemittelt pro Kanal zur Verfügung stehen. Jeder Kanal bekommt nur etwa die Hälfte der eingestellten Bitrate. Also handelt es sich bei einer MP3-Datei mit 320 kbit/s und STEREO-Einstellung eigentlich nur um eine MP3-Datei mit einer Qualität von 160 kbit/s!!!
Dual-Channel speichert zwei unabhängige Monospuren mit der eingestellten Bitrate. Hier aber liegt das grösste Problem bei den MP3-Playern: Die meisten können "DUAL-Channel" nicht wiedergeben, bzw. spielen nur einen Kanal davon ab, also Mono.
Es gibt tatsächlich nur eine vernünftige Einstellung: JS (Joint Stereo).
Warum JS und wie funktioniert JS:
Bei Joint Stereo, oft auch MS-Stereo genannt, handelt es sich um eine
!verlustfreie Kanal-Kodierung! der beiden Audiokanäle. Die starke Ähnlichkeit der Stereo-Kanäle vom Ausgangsmaterial (von CD o. WAV-Datei) wird ausgenutzt, indem man zwei neue Kanäle bildet:
• Auf dem Mittleren-Kanal (M) wird die Summe vom linken und rechten Kanal gespeichert
• auf dem Seiten-Kanal (S) speichert man die Differenz der Ursprungskanäle (links und rechts)
So enthält der Mittlere-Kanal (M) die "Hauptmenge" der Musik, während auf dem Seiten-Kanal (S) nur wenig Musik-Information vorhanden ist. Der Seiten-Kanal (S) speichert also nur die Unterschiede zwischen dem ursprünglichen linken und rechten Kanal.
Beide Kanäle (S) und (M) werden nun
getrennt vom MP3-Encoder encodiert und man erreicht eine relativ gute Kompression. Dieser "Trick" funktioniert tadellos und wie oben schon erwähnt, ist diese Art der Kanaltrennung
verlustfrei und es steht damit die
volle Bitrate auf beiden Stereo-Kanälen zur Verfügung.
Fazit: definitiv NUR Joint-Stereo nutzen!
Es gibt so viele Komprimierer (Encoder). Welchen soll ich nehmen?
Diese Frage ist sehr einfach und schnell ohne weitere Vergleiche der verschiedenen Encoder aufzuzählen zu beantworten. "LAME" ist der beste MP3-Encoder, der zu bekommen ist. Er ist Freeware und somit auch frei herunterladbar. LAME selber ist ein Kommandozeilen-Encodierer bzw. als DLL zu bekommen. Ich empfehle das "Rundumsorglospacket" den FRE:AC (free audio converter) ->
fre:ac - free audio converter
In diesem Paket ist alles enthalten, was man benötigt: Der aktuelle LAME Encoder selber, eine vernünftige Oberfläche und die Unterstützung von MP3, FLAC, APPLE LOOSLESS, MONKEY´S AUDIO, OGG, WAV, und mehr.
Welchen Bitraten-Modus soll ich nun für die MP3 Komprimierung nehmen?
VBR - variable Bitrate (variable Bitrate)
Bei VBR wird die Bitrate ständig der Musik angepaßt. Es werden an eher "ruhigen" Stellen (z.B. wenig Instrumente oder stille Passagen) weniger Bits "verbraucht", die Bitrate wird also automatisch gesenkt, während bei komplexere Stellen die Bitrate so weit erhöht wird wie nötig, damit die
vorgegebene VBR-Qualitätsstufe (wird im MP3-Encoder vorher eingestellt) jederzeit gewährleistet bleibt. Die so erzeugte MP3-Datei benötigt dadurch weniger Speicherplatz als qualitativ vergleichbare MP3-Dateien im CBR-Modus.
CBR - konstante Bitrate (constant Bitrate)
Beim CBR-Modus wird durchgehend die voreingestellte Bitrate benutzt, unabhängig davon, welche Bitrate tatsächlich gerade "benötigt" wird. Dadurch stehen die höheren Bitraten für komplexe Stellen nicht zur Verfügung was zu Lasten der Qualität geht (320 kbit/s-Modus ausgeschlossen!), während an ruhigen Stellen Bits "verschwendet" werden, was zu Lasten der Dateigröße geht.
ABR - durchschnittliche Bitrate (average Bitrate)
ABR ermöglichst es, variable Bitraten zu nutzen aber dennoch die vorgegebene durchschnittliche Bitrate sehr genau zu treffen. So spart der MP3-Encoder bei ruhigen Stellen Bits ein, die dann komplexeren Stellen zur Verfügung stehen. Die Qualität dieses Modus liegt zwischen CBR und VBR. Der ABR-Modus hat aber mittlerweile an Bedeutung verloren und wird so gut wie gar nicht mehr verwendet.
Fazit:
VBR in der
höchsten VBR-Qualitätseinstellung liefert gute (
aber keine perfekten) Ergebnisse.
ABER: die beste Einstellung, die man bei der MP3-Encodierung machen kann ist und bleibt der CBR-Modus mit 320 kbit/s, JS (Joint Stereo) und q0 (maximale Qualitätsstufe).
]BEGRÜNDUNG:
Der Encoder (Lame, und wer auch immer) haben IM VBR-MODUS keine 100% Trefferquote was das richtige Auswählen der jeweiligen Bitrate in den entsprechenden Musik-Sequenzen angeht. Oftmals "erkennt" der Encoder nicht die jeweilige Sample-Komplexität (beim Quantisieren des Signals) und gibt dann die falsche Bitrate beim Encodieren vor. Daher kommt es bei komplizierten Sampels zu eindeutig hörbaren akustischen Artefakten, und das auch bei "-V0 --new". Die mittlere "Trefferquote" liegt bei max. 85%(!) eindeutig zu wenig!!!!
Speicherplatz (Festplatten, UBS-Sticks, SDHC-Karten, etc.) kostet mittlerweile fast gar nichts mehr und auch die Bandbreiten im Internet sind gewaltig. Der Autor (seit 2006 aktiv am LAME-Projekt beteiligt LAME MP3 Encoder ) und auch viele andere Experten sind die Meinung, dass hier keine Abstriche gemacht werden sollten. Daher ist der "CBR 320kbit/s JS q0" Modus mit LAME der "Modus der Wahl" für perfekte MP3-Dateien. Hier werden dann keine Kompromisse bei der Qualität gemacht!!!
Was ist der "ID3-Tag" in der MP3-Datei ?
Frühere Audiodateien (z.B WAV) hatten keine Information über ihren Inhalt, außer der Dateiname selber. Hier wurde für die MP3-Dateien (auch für FLAC, AAC, etc.) der TAG erfunden. Ein ID3-Tag wird verwendet, um Informationen (Songname, Künstler, Album, etc.) in eine MP3-Datei einzubetten. Es gehört aber nicht zur offiziellen Spezifikation des MP3-Formats, wird aber so gut wie von jedem MP3-Player unterstützt. Es gab in der Vergangenheit verschiedene Versionen des ID3-Tags (v1, v1.1, v2, v2.2, etc.). Die heutzutage zu meist verwendet Version ist die v2.3, die sehr flexibel ist. Es gibt auf dem Markt viele "MP3-Tagger", die diese Informationen in den MP3-Dateien bearbeiten können. Ein Software-Tip an dieser Stelle: "Mp3tag" zu finden auf:
Mp3tag - der universelle Tag Editor (ID3v2, MP4, OGG, FLAC, ...)
Abschließender Tip zum Erstellen von MP3-Dateien:
Nimmt bitte nicht die "all-in-one" Lösungen. Also CD-Ripper mit eingebetteten MP3-Encodern. Hier können nicht alle LAME-Einstellungen vorgenommen werden (z.B. q0) oder für Experten die ATH-Einstellungen (Einstellung des akustischen Models).
Ripped am besten Eure Audio-CD´s mit einem CD-Ripper zuerst ins verlustfreie
FLAC-Format (kein WAV-Format, da hier die TAG-Informationen aus der Internet FREEDB-Datenbank nicht gespeichert werden können) !
Als CD-Ripper empfiehlt sich EAC (Exact Audio Copy) mit der FLAC-Einstellung.
Nun die erstellten FLAC-Dateien in den FRE:AC Encoder laden. Dann folgende Einstellung in FRE:AC machen:
- als Kodierer "LAME MP3 Encoder" auswählen
- unter "Kodierer konfigurieren"
Und schon kann es losgehen.........
Viel Spaß beim Erstellen Eurer MP3-Dateien.
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